Das kennen wir alle: "Keine Biegung ohne korrekte Stellung".
Blockiert dein Pferd aber im Atlanto-Okzipitalgelenk, hörst du vom Reitlehrer:
"Dein Pferd verwirft sich im Genick".
Aber was passiert eigentlich anatomisch bei einer "Atlasblockade"?
Stellung findet zwischen Hinterhauptsbein (Okziput) und Atlas, im Atlanto-Okzipitalgelenk, statt.
Nur dieses sogenannte erste Kopfgelenk kann physiologisch überhaupt korrekte Stellung ausführen. Auf die Zügelhilfe hin öffnet sich das Gelenk in Seitneigung und lässt den Pferdekopf in dieser Richtung folgen. Es kann in diesem Gelenk anatomisch keine rotatorische Bewegung stattfinden und so wird auch der weitere Verlauf der Halswirbelsäule nicht mitbewegt. Aus Reiterperspektive siehst du: Beide Ohren bleiben auf einer Höhe. Das Nasenbein bleibt in der Senkrechten, Nüstern und Augen sind auf einer Ebene. Das Pferd ist korrekt gestellt.
Verwerfen findet zwischen Atlas und Axis, im Atlanto-Axialgelenk, statt.
Dieses sogenannte zweite Kopfgelenk zwischen Atlas und Axis dagegen kann sich physiologisch "verdrehen": Der Axis, der 2. Halswirbel, ist mit einer Art Zapfen ausgestattet, der im Atlas wie in einer Radnabe sitzt. So können sich die beiden Wirbel gegensinnig um eine gemeinsame Achse drehen und gegeneinander rotieren.
Aus Reiterperspektive siehst du: Die Ohren des Pferdes sind auf verschiedenen Höhen, Nasenbein und Nüstern ebenfalls. Das Pferd "verwirft sich im Genick".
Aber warum macht das Pferd das? Auch Pferde machen es sich beim Sport am liebsten einfach: Ist der Atlas zum Genick hin blockiert und kann sich nicht in Seitneigung vom Hinterhauptsbein lösen, geht das Pferd dem Schmerz aus dem Weg und weicht der Zügelhilfe über eine Rotation im Axis aus. Es geht den vermeintlich leichteren Weg des geringeren Widerstandes. Was sind die Folgen beim Reiten? Biomechanisch folgt auf das Verwerfen, dass die Halswirbelsäule in ihrem weiteren Verlauf ebenfalls rotiert und nicht mehr mittig bleibt. Das Pferd gerät im Übergang Halswirbelsäule - Brustkorb (= Cervico-thorakaler Übergang) in eine einseitige Kompression und damit aus der Balance. Es wird in der weiteren Bewegung mit einer Schulter hereinfallen, mit der anderen gegenläufig nach außen drücken. Die Vorhand bestimmt den Weg, die Hinterhand ist nicht mehr in der Spur. Anstatt "Stellung und Biegung" ergibt sich "Verwerfen und über die Schulter fallen". Entsprechend werden beteiligte Muskeln, Faszien, Bänder und Gelenkkapseln ebenfalls einseitig komprimiert bzw. überdehnt. Damit ergeben sich weitere Bewegungseinschränkungen und Schmerzen, die sich durch die Muskel-Faszienketten durch den ganzen Körper ziehen können.
Kennst du das auch, trotz korrekter Hilfengebung? Dann melde dich für einen Check - eine Blockade im ersten Kopfgelenk sollte zügig gelöst werden.
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